«Zinno-Ideenscheck für Berggebiete» geht an Funkspezialist Schmidiger GmbH

Itz Gewinner

Ein Lastwagenchauffeur sitzt nicht nur den ganzen Tag hinter dem Steuer. Sehr oft steht er auch am anderen Ende seines Gefährts und bedient die Hebebühne. Wenn er Glück hat, ist an seinem Anhänger ein System eines kleinen Zentralschweizer Familienbetriebs verbaut: eine Funkfernbedienung der Schmidiger GmbH aus Menzberg/LU. Dann ist das Be- und Entladen nicht nur bequemer, sondern auch rund eine Minute schneller. «Bei 15 Beladungen pro Tag spart der Chauffeur also bereits eine Viertelstunde ein», rechnet Willi Schmidiger, Gründer und Geschäftsführer des KMU mit 14 Angestellten, vor.

Ins Geschäft mit den Hebebühnen ist die auf Funklösungen in der Industrie spezialisierte Schmidiger GmbH per Zufall gekommen. «Wir wurden angefragt und konnten eine überzeugende Lösung präsentieren», so Willi Schmidiger. Das «Nebengeschäft» entwickelte sich über die Jahre wie von selbst und wurde zu einem wichtigen Betriebszweig. Bis die kleine Firma, deren Sitz in einem abgelegenen ehemaligen Bauernhaus im Napfgebiet liegt, in der Schweiz plötzlich Marktführer in ihrem Segment war, und auch in ganz Europa auf einen beachtlichen Marktanteil kam. Alles bestens also. Bis sich im Jahr 2015 ein tödlicher Arbeitsunfall mit einer Hebebühne ereignete. Die Suva schaltete sich ein und erarbeitete Vorgaben für mehr Sicherheit bei Hebebühnen mit Fernbedienung. Etwa, dass sich die Hebebühne nur mit Sichtkontakt bedienen lässt. Das bedeutete ein faktisches zukünftiges Verbot für das System der Firma Schmidiger.

Übergabe des Gewinns

«Uns blieb die Wahl: aufgeben oder kämpfen», erinnert sich der Firmengründer. Er entschied sich fürs Kämpfen. Das bedeutete investieren. In die Forschung, in Prototypen, in Versuchsreihen. Rund 5000 Mannstunden hat die Schmidiger GmbH bereits in das Projekt gesteckt. Die Chancen stehen gut, dass sich die Investition auszahlt. Schmidigers Ingenieure fanden viele neue Lösungen, einige davon werden demnächst zur Patentierung angemeldet. Sie bewirken, dass die neue Generation der Funkfernsteuerung die strengen Vorgaben der Suva erfüllen kann. Nächstes Jahr soll die Serienfertigung anlaufen.

Die kleine Firma aus dem Luzerner Berggebiet hat damit nicht nur massgeblich zu mehr Sicherheit beigetragen, sondern sich auch von der gesamten Konkurrenz abgesetzt. Durchaus möglich, dass in Zukunft in noch mehr Lastwagen Funktechnologie «Made in Menzberg» stecken wird.

Mit ihrer neuen, sicheren Fernbedienung für Hebebühnen, gewinnt die Schmidiger GmbH den «Zinno-Ideenscheck für Berggebiete», den die Schweizer Berghilfe bereits zum dritten Mal stiftet und gemeinsam mit dem Verein ITZ InnovationsTransfer Zentralschweiz vergibt. «Ich staune immer wieder, wie viele innovative Firmen es bei uns im Berggebiet gibt», sagt Regula Straub, Co-Geschäftsführerin der Schweizer Berghilfe, bei der Preisübergabe. «Die Schmidiger GmbH zeigt, dass man auch von einer sehr peripheren Lage aus international vorne mitmischen kann.» Die Schmidiger GmbH hat sich gegen acht andere Ideen durchgesetzt.

Die Preissumme von 15'000 Franken will Willi Schmidiger vollständig in die Weiterentwicklung stecken. Das Ziel ist klar: «Wir wollen die sicherste und nutzerfreundlichste Hebebühnen-Fernbedienung der Welt anbieten.» 

Der nächste «Zinno-Ideenscheck für Berggebiete» wird im 3. Quartal 2021 vergeben.

Quelle: https://www.zentralschweiz-inn...